Landesregierung kämpft zu langsam und mutlos gegen den Lehrermangel

Immer mehr Unterricht fällt in den Schulen in NRW wegen des Lehrermangels aus. Besonders die Grundschulen sind betroffen. Bis 2027 sollen etwa 17.000 Lehrkräfte im Land fehlen. „Angesichts der enormen Herausforderungen agiert die Landesregierung mutlos und unambitioniert“, kritisiert Franziska Müller-Rech, schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion NRW, anlässlich der heutigen Anhörung zum Thema Lehrkräfteversorgung.

Franziska Müller-Rech

Franziska Müller-Rech

Das Verbot von Teilzeit verprellt engagierte Lehrkräfte

Aus Sicht der FDP-Fraktion verschlechtern sich nun sogar noch die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte. „Mit Mitteln wie Zwangsversetzungen und dem Verbot von Teilzeit verprellt die Landesregierung genau diejenigen, die jeden Tag den Mangel auffangen und für die Bildung und Förderung unserer Schülerinnen und Schüler eintreten. Wertschätzung für Lehrerinnen und Lehrer sieht anders aus“, sagt Müller-Rech. Junge Menschen erkennen das und werden sich zweimal überlegen, ob sie noch Lehrer werden wollen. Diese Befürchtung teilen auch die Sachverständigen in der heutigen Anhörung.

Lehrkräfte sollen sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können

Unambitioniert sind die Vorschläge zur Unterrichtsversorgung vor allem im Hinblick auf die Entlastung von Lehrkräften von nicht-pädagogischen Aufgaben. Lehrerinnen und Lehrer müssen weniger Zeit mit Bürokratie und mehr Zeit mit den Schülerinnen und Schülern verbringen können. Nur so können die Defizite bspw. bei den Kompetenzen der Grundschülerinnen und -schüler abgefangen werden, die die IQB-Studie im vergangenen Herbst deutlich aufgezeigt hat. „Wir wollen, dass künftig an jeder der fast 2.900 Grundschulen in Nordrhein-Westfalen eine sozialpädagogische Fachkraft unterstützt“, betont Müller-Rech. Die Fachkräfte sind insbesondere in den ersten beiden Grundschuljahren eine wichtige Hilfe. Diese Zeit ist eine enorm prägende Phase in der jungen Bildungsbiografie der Schülerinnen und Schüler.

Seiteneinstieg flexibler gestalten

Beim Seiteneinstieg zeigt sich Schulministerin Feller aus Sicht der FDP-Fraktion zu mutlos. „Den Seiteneinstieg wollen wir transparenter, flexibler und besser zugänglich machen. Wir kommen ohne Seiteneinsteiger schon lange nicht mehr aus“, erklärt Müller-Rech. Sie fordert die Ministerin auf, nicht nur auf Lehramtsstudierende für andere Schulformen zu schauen, sondern auch diejenigen anzusprechen, die komplett neu in den Schulbereich einsteigen wollen. Hier müssen jetzt Flexibilität und Pragmatismus an erster Stelle stehen.

Langfristig ist es besonders wichtig, für neue Studienplätze in den sogenannten Mangelfächern zu sorgen. Dafür setzt sich die FDP-Fraktion schon seit Jahren ein: Eine Lösung sind auch neue Studienorte, wie zum Beispiel für das Grundschullehramt in der Städteregion Aachen. „Das Wissenschaftsministerium muss endlich handeln. Wir brauchen in NRW eine flächendeckende Ausbildung von Lehrkräften. Auch für diejenigen, die über den Seiteneinstieg in den Lehrberuf einsteigen, benötigen wir ortsnahe universitäre Qualifizierungsangebote. Nur so wird die Qualität des Unterrichts gesichert“, betont Müller-Rech.