Grenzenlose Reisefreiheit: Nach Corona sollen mehr Jugendliche im Sommer durch Europa reisen

I. Ausgangslage

Grenzenlose Freiheit und Freundschaft ohne Grenzen! Dafür steht die Reisefreiheit in Europa. Wer Europa bereist, überwindet buchstäblich Grenzen. Von einer Reise kommt man im besten Fall verändert zurück, reifer, erfüllt von neuen Erfahrungen und Wissen über unsere europäischen Nachbarn.

Die Corona-Pandemie hat Jugendliche besonders schwer getroffen. Viele Chancen, die zum Erwachsenwerden gehören, konnten sie nicht nutzen. Reisen in andere Länder waren für viele Jugendliche nicht einfach oder einfach nicht möglich – z.B. aufgrund geschlossener Grenzen.

Mit dem Ende der Pandemie müssen wir die Tore in die Welt wieder weit aufstoßen!

Gerade junge Menschen können von Auslandserfahrungen enorm profitieren. Wer in andere Kulturen eintaucht, gewinnt völlig neue Perspektiven. Eine Reise bedeutet Aufbruch und Wagnis und die Möglichkeit, Freundschaften zu schließen.

Freundschaft feiern mit dem Élysée-Sommerticket

In diesem Jahr feiern Deutschland und Frankreich 60 Jahre Freundschaft. Denn 1963 unterzeichneten die Regierungen beider Staaten den so genannten Élysée-Vertrag. Die jahrhundertelange Feindschaft sollte nach vielen Kriegen und Schlachten ein für alle Mal beendet werden. Der Freundschaftsvertrag gilt als bedeutender Schritt auf dem Weg zur Aussöhnung beider Länder. Er ist Grundstein für die bis heute andauernde besondere Kooperation von Deutschland und Frankreich in der Europäischen Union.

Der Landtag hat Mitte Januar mit breiter Mehrheit die deutsch-französische Freundschaft gewürdigt. Konkret hat der Landtag festgestellt: „Europa ist vor allem dann stark, wenn Deutschland und Frankreich gemeinsam die Europäische Union vorantreiben. Nordrhein-Westfalen will seinen Beitrag dazu leisten.“ (Drucksache 18/2551)

Um das Jubiläum zu feiern, haben sich die deutsche und die französische Regierung etwas Besonderes einfallen lassen: 60.000 Gratis-Fahrkarten sollen unter jungen Menschen aus Frankreich und Deutschland verlost werden. Das so genannte Sommerticket soll zum Bahnfahren zwischen den beiden Ländern ermuntern und wird Personen bis zum Alter von 27 Jahren kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kulturangebot für französische Reisende in Nordrhein-Westfalen

Auch auf Landesebene sollten wir die deutsch-französische Initiative um das Sommerticket unterstützen. Als Bundesland können wir das Programm vor allem kulturpolitisch grundieren und französische Reisende mit dem Sommerticket zu uns nach Nordrhein-Westfalen locken.

Einerseits kann Nordrhein-Westfalen auf seine wichtigen politischen und kulturellen Orte aufmerksam machen: etwa den Landtag, die fünf Welterbestätten vom Kölner Dom über die Zeche Zollverein bis hin zum Kloster Corvey, das Hauses der Geschichte oder den UN-Campus in Bonn. Wer diese Orte besucht, kann schnell erfahren, was unser Bundesland, aber auch die deutsche Geschichte ausmacht.

Anderseits soll das Land allen französischen Reisenden mit einem Sommerticket ein kulturelles Reiseangebot machen. Konkret sind Vergünstigungen oder Gutscheine denkbar: Wer mit einem Sommerticket den Eintritt zu bestimmten Orten und Events lösen will, soll einen Rabatt erhalten können. Denn viele der allgemeinen Vergünstigungen, die Kultureinrichtungen ansonsten anbieten, sind allein für Studierende gedacht.

Für diese Vorhaben sollte sich das Land an der zentralen Kampagne „60-Jahre“ des deutsch-französischen Jugendwerks beteiligen. Hier werden alle Events, Ziele und Projekte aufgelistet, die den Élysée-Vertrag feiern, und mit einem einheitlichen Logo prämiert. Auf diese Weise kann Nordrhein-Westfalen die Initiative von Berlin und Paris um das Sommerticket unterstützen und für alle Reisenden besonders sichtbar hervortreten.

Interrail-Tickets vom Land gewinnen

Seit 2022 haben Auszubildende aus Nordrhein-Westfalen die Chance, eines von 100 Interrail-Tickets zu gewinnen. Die Tickets werden vom Land verschenkt.

In Europa können 33 Staaten mit dem Interrail-Ticket bereist werden. An der Verlosung der 100 Interrail-Tickets teilnehmen können Azubis, die zum Zeitpunkt der Bewerbung zwischen 18 und 27 Jahren alt sind und eine Berufsschule oder Berufsfachschule besuchen. Nach Erhalt des Tickets haben die Azubis elf Monate Zeit, um auf Reisen zu gehen.

Unterwegs sollen die Reisenden unter #AzubiGoEU ihre schönsten Reisemomente veröffentlichen. Wer mit den Reisenden des ersten Jahrgangs spricht oder nach Posts bei Instagram sucht, findet viele schöne Erinnerungen und Erfahrungen.

„Erst auf der Reise wurde mir klar, was Reisefreiheit bedeutet.“

Eine von ihnen hat ihre Erfahrung auf den Punkt gebracht: In der Theorie waren ihr die Vorteile der Europäischen Union schon im Vorhinein bekannt. Doch erst unterwegs wurde ihr bewusst, was Reisefreiheit bedeutet. Sie hat viele Länder bereist, andere Sprachen gesprochen und kulturelle und kulinarische Neuheiten kennengelernt. Für sie war es eine wahre Bereicherung.

Deswegen sollte das Land auf den bisherigen Erfahrungen aufbauen. Die Reiseerfahrungen des ersten Jahrgangs sollten genutzt werden, um das Programmangebot weiter zu verbessern. Für eine Weiterentwicklung des Programms ist auch finanzieller Spielraum vorhanden: Denn der Landtag hat im Dezember 2022 beschlossen, das Programm mit mehr Geld auszustatten.

Jugendwerke helfen bei Planung und Organisation Zwei Jugendwerke können die Teilnehmer bei der Planung der Reise unterstützen. Zum einen gibt es das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW): Seine Aufgabe ist die Beziehungen zwischen jungen Menschen in Deutschland und Frankreich zu intensivieren, das gegenseitige Verständnis zu vertiefen und ihnen dadurch die Kultur des Nachbarlandes näherzubringen. Zum anderen engagiert sich das Deutsch-Niederländische Jugendwerk e.V. für den grenzübergreifenden Kontakt: Es unterstützt als gemeinnütziger Verein Schüleraustausche, Erkundungsfahrten ins Nachbarland oder gemeinsame Veranstaltungsbesuche. In der letzten Legislaturperiode hat das Land das Jugendwerk finanziell unterstützt.

II. Beschlussfassung

Der Landtag stellt fest:

Nach dem Ende der Corona-Pandemie müssen wir die Tore nach Europa weit aufstoßen. Denn Europa ist vor allem dann stark, wenn es Chancen für seine Bürgerinnen und Bürger eröffnet. Deswegen soll das Land junge Menschen bei einer Sommerreise durch Europa unterstützen.

Der Landtag beauftragt die Regierung,

  • die Initiative der deutschen und französischen Regierung um das Élysée-Sommerticket zu unterstützen:
    • Das Land wird sich an der zentralen Kampagne „60-Jahre“ zur Feier des Elysée-Vertrages beteiligen. Mit der Kampagne werden über das ganze Jahr 2023 hinweg Veranstaltungen und Projekte der deutsch-französischen Zusammenarbeit beworben.
    • In diesem Rahmen wird das Land gemeinsam mit dem deutsch-französischen Jugendwerk für einen Besuch in Nordrhein-Westfalen werben. Dabei kann die Regierung vor allem auf die wichtigen historischen und politischen Orte in unserem Bundesland aufmerksam machen.
    • Einzelne Kultureinrichtungen aus Nordrhein-Westfalen werden Französinnen und Franzosen, die mit dem Elysée-Sommerticket unterwegs sind, ein kulturelles Angebot machen in Form von Vergünstigungen und Rabatten für den Besuch kultureller Events und wichtiger historischer Orte. Das Land wählt die Kultureinrichtungen aus und übernimmt die Kosten.
  • gemeinsam mit dem deutsch-niederländischen Jugendwerk eine ähnliche Initiative zu entwickeln und umzusetzen:
    • Das Land wird gemeinsam mit dem deutsch-niederländischen Jugendwerk für einen Besuch in Nordrhein-Westfalen werben. Dabei kann die Regierung vor allem auf die wichtigen historischen und politischen Orte in unserem Bundesland aufmerksam machen.
    • Einzelne Kultureinrichtungen aus Nordrhein-Westfalen werden Niederländerinnen und Niederländern, die in diesem Sommer mit einem „Interrail Pass“ unterwegs sind, ein kulturelles Angebot machen in Form von Vergünstigungen und Rabatten für den Besuch kultureller Events und wichtiger historischer Orte. Das Land wählt die Kultureinrichtungen aus und übernimmt die Kosten.
  • das Programm #AzubiGoEU weiterzuentwickeln:
    • Die Regierung wird das Programm zeitgemäß bewerben. Azubis lassen sich am besten dort erreichen, wo sie sich aufhalten – den Berufsschulen und Berufsfachschulen, den IHKs, auf Instagram und TikTok. Alle Werbemittel werden auf eine zentrale Landing-Page führen, die alle Informationen kompakt aufführt. Hier können auch die Reiserouten früherer Jahrgänge gezeigt werden.
    • Die Reisenden bisheriger Jahrgänge bieten einen wichtigen Schatz für das Programm. Deswegen wird die Regierung gemeinsam mit dem deutsch-niederländi-schen Jugendwerk von den Ehemaligen strukturiert Feedback einholen. Weiterhin wird die Regierung prüfen, wie sich die Reisenden miteinander vernetzen lassen: Dabei ist besonders zu prüfen, ob unter ihnen ein Alumni-Netzwerk gewünscht ist.
    • Eine der Teilnahmevoraussetzungen für die Ticketverlosung ist, dass die Gewinner ihre Reise mindestens fünf Mal in den Sozialen Medien mit #AzubiGoEU dokumentieren. Aktuell finden sich allerdings nur wenige öffentliche Posts unter dem Hashtag. Um die Sichtbarkeit des Programms zu erhöhen, muss die Teilnahmevoraussetzung daher klarer kommuniziert werden.
    • Die Regierung wird die Form der Unterstützung grundsätzlich überprüfen. Die Zahl der Tickets wird auf 250 erhöht. Weiterhin werden den Gewinnern zwei verschiedene Optionen angeboten werden: Entweder man bekommt ein Ticket für eine längere Reise, oder man bekommt zwei Tickets für eine kurze Reise. Denn Erfahrungsberichte um das Interrail-Ticket zeigen, dass das Reisen zu zweit wesentlich besser angenommen wird.