55 Prozent mehr akute Gefährdungen: Hafke (FDP) fordert Kinderschutz-Offensive für NRW
Die heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamts IT.NRW belegen: 10.970 akute Kindeswohlgefährdungen wurden 2024 in Nordrhein-Westfalen festgestellt – ein Anstieg um 55 Prozent gegenüber 2019. Insgesamt registrierten die Jugendämter 17.230 akute oder latente Gefährdungen, bei landesweit rund 68.000 abgeschlossenen Einschätzungsverfahren. Marcel Hafke, familienpolitischer Sprecher und Sprecher der FDP-Landtagsfraktion NRW in der Kinderschutzkommission, erklärt:

Marcel Hafke
„Dass mehr Gefährdungen erkannt werden, zeigt: Das System funktioniert – aber die Jugendämter arbeiten längst am Limit. Sie stehen unter enormem Druck, müssen unter Zeitdruck handeln, koordinieren, entscheiden, dokumentieren – oft in hochkomplexen Lagen und mit vielen Beteiligten. Diese Verantwortung ist ohne ausreichende personelle und strukturelle Ausstattung nicht tragbar. Psychische Misshandlung, körperliche Gewalt und vor allem Vernachlässigung sind die häufigsten Gefährdungsformen – mit oft langem Verlauf und komplexen Ursachen. Das verlangt höchste Professionalität, stabile Netzwerke und intensive Begleitung. Doch den Fachkräften fehlen Zeit, Ressourcen und Rückhalt.
Schwarz-grüne Betroffenheitsrhetorik reicht nicht! Wenn Kinderschutz ernst genommen wird, braucht es eine echte Offensive: mehr Personal in den Jugendämtern, gezielte Fachkräftegewinnung, verlässliche Strukturen und eine bessere Verzahnung aller Beteiligten. Der Kinderschutzbeauftragte kann eine sinnvolle Rolle spielen – aber nur, wenn er eng mit den Jugendämtern zusammenarbeitet. Es darf keine Parallelstrukturen geben. Wir brauchen neue Impulse für Qualität und Weiterentwicklung, keine neue Bürokratie. Kinderschutz beginnt nicht erst im Notfall. Wer schützen will, muss früher ansetzen: mit frühen Hilfen, Familienzentren und Erziehungshilfen – flächendeckend, verlässlich und erreichbar. Prävention ist der wirksamste Schutz. Nordrhein-Westfalen braucht einen handlungsfähigen, vernetzten und zukunftssicheren Kinderschutz. Mehr Prävention, mehr Fachkräfte, bessere Strukturen. Und endlich klare Verantwortung der Landesregierung.“