Gebauer: Mehr als 85.000 fehlende U3-Plätze in NRW: Landesregierung steuert sehenden Auges in die Versorgungslücke

Nordrhein-Westfalen bleibt beim Ausbau der frühkindlichen Bildung weit hinter dem Bedarf zurück. Wie aus dem aktuellen IW-Report hervorgeht, fehlen in NRW 85.400 Plätze für Kinder unter drei Jahren – so viele wie in kaum einem anderen Bundesland. Damit fehlt für 18 Prozent aller Kinder unter drei Jahre in NRW ein Betreuungsplatz. In den westdeutschen Bundesländern liegt dieser Wert im Schnitt bei nur 15 Prozent.

Damit fehlen für 18 Prozent aller unter Dreijährigen Kinder in NRW ein Betreuungsplatz. In den westdeutschen Bundesländern liegt dieser Wert im Schnitt bei nur 15 Prozent.

Yvonne Gebauer

Yvonne Gebauer 

Yvonne Gebauer, familienpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, zeigt sich alarmiert:

„Diese dramatische Lücke ist kein Naturereignis – sie ist das Ergebnis politischen Nichthandelns. Ministerin Paul ist für eines der zentralsten Zukunftsfelder unseres Landes verantwortlich und lässt Eltern, Träger und Kommunen seit Jahren im Stich.“

Besonders fatal: Die Situation verschärft sich, obwohl die Zahl der Geburten sinkt. Während andere Länder in dieser Entwicklung zumindest Entlastung sehen, wächst in NRW die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage. Die Eltern wollen mehr Betreuungsangebote, insbesondere für unter Dreijährige – die Landesregierung liefert weniger denn je.

Gebauer macht deutlich: „Wir stehen an einem Punkt, an dem wir es uns nicht leisten können, wegen sinkender Kinderzahlen die Füße hochzulegen. Jetzt wäre der richtige Moment, die Strukturen zu stärken, Qualität zu verbessern und das System zukunftsfest zu machen.“

Gerade die Kindertagespflegepersonen, eine tragende Säule der frühkindlichen Bildung, leiden unter fehlender Unterstützung und Perspektivlosigkeit. Ein modernes Kinderbildungsgesetz mit verlässlichen Standards und klaren Finanzierungsregeln hätte längst vorgelegt werden müssen – stattdessen vertröstet die Ministerin die gesamte Trägerlandschaft bis ins Kita-Jahr 2027/2028.

Was es jetzt braucht, ist ein kraftvoller Neustart: NRW muss in der Lage sein, zusätzliche Betreuungsplätze dort zu schaffen, wo sie besonders fehlen – etwa in wachstumsstarken Regionen oder Ballungsräumen mit hohem Zuzug. Gleichzeitig muss das pädagogische Personal endlich entlastet werden – durch bessere Personalschlüssel und gezielte Fachkräftegewinnung. Auch Kinder, die bisher keine Einrichtung besuchen – etwa, weil ihre Eltern aus sprachlichen oder kulturellen Gründen keine Nachfrage äußern – müssen aktiver erreicht werden. Frühkindliche Bildung ist in diesen Fällen keine nette Ergänzung, sondern ein entscheidender Baustein für Teilhabe und Chancengerechtigkeit.