Hafke (FDP) fordert Aktionsplan Sprachförderung: „NRW darf Sprachdefizite bei Kindern nicht länger hinnehmen“

Angesichts alarmierender Ergebnisse der aktuellen Analyse der KKH Kaufmännische Krankenkasse, die zwischen 2008 und 2023 einen Anstieg von Sprach- und Sprechstörungen bei Sechs- bis 18-Jährigen um 77 % auf aktuell 8,6 % – darunter rund 17 % bei Sechs- bis Zehnjährigen – dokumentiert, fordert Marcel Hafke, familienpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion NRW, ein entschlossenes Gegensteuern durch die Landesregierung:

Marcel Hafke

Marcel Hafke

„Der dramatische Anstieg von Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern muss endlich ein Weckruf für die Landesregierung sein! Gute sprachliche Fähigkeiten sind die Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und für Erfolg im Bildungs- und Berufsleben. Wer sprachlich nicht mitkommt, hat später nur schwer Anschluss – schulisch, sozial und beruflich. Die Zahlen zeigen: Immer mehr Kinder starten mit massiven Defiziten in ihre Bildungsbiografie. Gerade in sozial benachteiligten Quartieren ist der Unterstützungsbedarf besonders hoch. Die Landesregierung darf sich hier nicht länger mit punktuellen Maßnahmen begnügen.

Es braucht ein ressortübergreifendes, ganzheitliches Konzept zur Sprachförderung – von der Kita bis zur Schule. Nach wie vor bestimmt Zuständigkeitsrangeleien zwischen Schul- und Familienministerium das Handeln, statt eine gemeinsame und wirkungsvolle Strategie zu entwickeln. Dabei wissen wir: Frühe Förderung wirkt am besten. Doch in NRW sind unsere Kitas strukturell überlastet – Fachkräftemangel, steigende Anforderungen, unzureichende Finanzierung und das zermürbende Warten auf die Novellierung des Kinderbildungsgesetzes gefährden gezielte Sprachförderung. Kinder mit besonderem Förderbedarf fallen zu oft durchs Raster.

Wir brauchen deshalb jetzt einen ´Aktionsplan Sprachförderung´, der die Kräfte bündelt und verlässlich Wirkung entfaltet. Das heißt für uns konkret:

  1. Fachkräfte sichern: Ausbau der Fachkraftquote, gezielte Qualifizierungsprogramme für sprachfördernde Pädagogik sowie die Einführung eines Qualifizierungsprogramms „Sprachförder-Erzieher“.
  2. Strukturen stabilisieren: Frühkindliche Sprachförderung muss dauerhaft und krisenfest finanziert sein – unabhängig von kurzfristigen Haushaltslagen.
  3. Verlässliche Diagnostik: Alle Kinder müssen rechtzeitig vor der Einschulung verbindlich auf ihren Sprachstand getestet und bei Bedarf zuverlässig gefördert werden.
  4. Erfolgreiche Programme verstetigen: Sprach-Kitas gesetzlich absichern und langfristig mit den plusKitas verzahnen.
  5. Externe Förderung ausbauen: Zusätzliche Therapieplätze schaffen, um Kinder ohne Kita-Zugang gezielt zu unterstützen.
  6. Qualität und Effizienz steigern: Digitale Dokumentation der Sprachfördermaßnahmen einführen und ein Landesinstitut für frühkindliche Sprachbildung aufbauen.
  7. Ganzheitlich fördern: Sprachförderung nicht isoliert denken – auch Motorik, Konzentration und soziale Kompetenzen gehören zur frühkindlichen Entwicklung dazu.

Der Zuwachs an Entwicklungsdefiziten darf nicht zum neuen ‚Normalfall‘ werden. Ich fordere die Landesregierung auf, sofort einen Aktionsplan Sprachförderung vorzulegen. Dieser muss schnell wirksame, qualitativ hochwertige Angebote für sprachauffällige Kinder schaffen – und zwar überall in NRW. Denn erst, wenn wir den Grundstein in der frühkindlichen Bildung legen, geben wir allen Kindern faire Startchancen – und setzen dem besorgniserregenden Trend klare Signale: Sprache ist keine Kür – sie ist das Fundament aller weiteren Bildung.“