Erfolgsmodell „Fachoberschule Polizei“ ins Schulgesetz überführen und weiter ausbauen
I. Ausgangslage
Im Jahr 2021 hat die damalige Landesregierung auf Initiative der Freien Demokraten den innovativen Schulversuch „Fachoberschule Polizei“ (FOS Polizei) ins Leben gerufen. Ziel des Schulversuchs war und ist es, jungen Menschen mit mittlerem Bildungsabschluss eine gezielte und praxisorientierte Vorbereitung auf eine Karriere bei der Polizei zu ermöglichen.
Der Bildungsgang wurde an elf Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen gestartet und hat von Beginn an großes Interesse und positive Resonanz hervorgerufen. Die FOS Polizei kombiniert schulische Ausbildung mit praxisorientierten Praktika in verschiedenen Polizeidirektionen und ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, die Fachhochschulreife zu erwerben. Dieser Abschluss berechtigt sie, ein duales Studium zum Polizeikommissar an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV NRW) aufzunehmen.
Der nun vorliegende Bericht des Ministeriums für Schule und Bildung (MSB) zur „Fachoberschule Polizei“ bestätigt eindrucksvoll den Erfolg dieses Schulversuchs.2 Im ersten Durchgang haben mehr als 290 Absolventinnen und Absolventen den Bildungsgang erfolgreich abgeschlossen. Diese hohe Absolventenzahl zeigt, dass die FOS Polizei ein attraktives Angebot für junge Menschen ist, die sich für den Polizeiberuf interessieren, aber bislang keine direkte Möglichkeit zum Einstieg hatten.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Absolventinnen und Absolventen bereits vor Beginn des Bildungsgangs das polizeiliche Auswahlverfahren durchlaufen haben und somit eine vorbehaltliche Einstellungszusage für den Polizeivollzugsdienst besitzen. Nach erfolgreichem Abschluss der FOS Polizei und Bestehen der notwendigen medizinischen und charakterlichen Eignungstests erhalten die Absolventinnen und Absolventen direkt ihren Dienstantrittsbescheid und beginnen ihr duales Studium als Kommissaranwärterinnen und -anwärter. Dies schafft nicht nur klare Perspektiven für die Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die Polizei in Nordrhein-Westfalen, die somit gezielt Nachwuchskräfte mit praktischer Vorerfahrung gewinnt.
Die Evaluation des Schulversuchs unterstreicht ebenfalls die hohe Zufriedenheit aller Beteiligten. Die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler sind äußerst positiv: 88 Prozent geben an, dass die FOS Polizei eine gute oder sehr gute Vorbereitung auf ihre zukünftige Berufstätigkeit darstellt und 89 Prozent würden den Bildungsgang weiterempfehlen. Auch die Lehrerinnen und Lehrer bewerten die curricularen Vorgaben und die didaktische Umsetzung sehr positiv. Insbesondere die praktische Ausbildung im Rahmen der Polizeipraktika wird als wertvoller Bestandteil des Bildungsgangs anerkannt.
Von Seiten der Polizei NRW wird der Schulversuch ebenfalls als Erfolg gewertet. Die Schülerinnen und Schüler zeigen in den Praktika ein hohes Maß an Motivation, Engagement und fachlichem Interesse, was sich positiv auf ihr späteres Studium und ihre Berufsausübung auswirken dürfte. Die Polizei betont zudem, dass die Praxisanteile in der Ausbildung den Schülern bereits frühzeitig realistische Einblicke in den Polizeidienst ermöglichen und sie dadurch gezielt auf die Anforderungen des Berufs vorbereitet werden.
Aufgrund des großen Erfolgs wurde der Schulversuch im zweiten Jahr bereits erweitert. Ab dem Schuljahr 2023/2024 stehen an nunmehr 15 Standorten in Nordrhein-Westfalen insgesamt bis zu 551 Schul- und Praktikumsplätze zur Verfügung. Diese Expansion zeigt, dass die FOS Polizei auf eine steigende Nachfrage trifft und eine bedeutende Lücke im Bildungssystem Nordrhein-Westfalens schließt.
Angesichts der positiven Entwicklung und der vielversprechenden Ergebnisse ist es nun an der Zeit, den Schulversuch „Fachoberschule Polizei“ vorzeitig aus der Versuchsphase ins Schulgesetz zu übernehmen und zu sichern. Eine dauerhafte Verankerung dieses Bildungsgangs gibt den erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen Sicherheit und setzt erneut ein starkes Signal für die Förderung von jungen Menschen mit mittleren Bildungsabschlüssen. Gleichzeitig soll die FOS Polizei weiter expandieren, um noch mehr interessierten Schülerinnen und Schülern den Zugang zu diesem Bildungsgang zu ermöglichen und somit den Polizeinachwuchs in Nordrhein-Westfalen nachhaltig zu stärken.
II. Beschlussfassung
Der Landtag stellt fest:
- Der Schulversuch „Fachoberschule Polizei“ ist ein bedeutender Erfolg und hat jetzt schon bewiesen, dass er die Qualität und Motivation der Nachwuchskräfte der Polizei in Nordrhein-Westfalen steigert.
- Die hohe Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler, der Lehrkräfte sowie der Polizeibehörden zeigt, dass die FOS Polizei den Anforderungen und Erwartungen in hohem Maße gerecht wird.
- Eine frühzeitige Überführung des Schulversuchs in das reguläre Schulgesetz wird die positive Entwicklung verstetigen und die Bildungschancen für junge Menschen mit mittleren Abschlüssen erweitern.
Der Landtag beauftragt die Landesregierung,
- den Schulversuch „Fachoberschule Polizei“ vorzeitig ins Schulgesetz zu überführen und somit dauerhaft als regulären Bildungsgang an den Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen zu etablieren.
- die Kapazitäten der FOS Polizei weiter auszubauen, um dem hohen Bedarf gerecht zu werden. Dies schließt die Erhöhung der Schul- und Praktikumsplätze sowie die Erweiterung auf weitere Standorte in Nordrhein-Westfalen ein.
- eine kontinuierliche Evaluation des Bildungsgangs sicherzustellen, um die Qualität und Wirksamkeit des Unterrichts sowie der Praxisanteile zu überprüfen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.