Kommt die Grundschullehrerausbildung an der RWTH Aachen?

Die schwarz-grüne Landesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, für das System Schule 10.000 zusätzliche Lehrkräfte zu gewinnen. Für dieses Ziel sieht der Koalitionsvertrag die Erarbeitung eines Konzepts vor, das unter anderem die Schaffung weiterer erziehungswissenschaftlicher Studiengänge enthalten soll.

Bereits im Dezember 2019 und Februar 2020 hat einer der Unterzeichner dieser Kleinen Anfrage zu zwei Runden Tischen im Landtag Nordrhein-Westfalen eingeladen, um die Einrichtung der Studiengänge Sonderpädagogik und Grundschullehramt an der RWTH Aachen zu forcieren. An diesen Runden Tischen haben die Staatssekretäre des Wissenschaftsministeriums und des Bildungsministeriums sowie Vertreter aus der Region Aachen und der RWTH Aachen teilgenommen. Während die RWTH Aachen in diesen Gesprächen bei entsprechender Landesfinanzierung zur Einrichtung dieser Studiengänge bereit war, sah das Wissenschaftsministerium damals keine Notwendigkeit zusätzliche Studiengänge zu schaffen, da an anderen Universitätsorten mehr ausgebildet werden und dadurch auch die Region Aachen mit Grundschullehrerinnen und -lehrern versorgt werden könne.

Diese Annahme scheint sich allerdings nicht bestätigt zu haben. In der Aachener Zeitung vom 11.06.2022 heißt es unter der Überschrift: „Lehrermangel immer dramatischer.“: „Dass Stellen an den 88 Grundschulen in der Städteregion nicht besetzt werden können, ist kein neues Thema. Der zunehmende Lehrermangel bereitet Bildungsdezernent [...], Schulamtsleiterin [...] und der Vorsitzenden des Lehrerpersonalrats, [...], seit Jahren große Sorgen. Sie wenden sich mit einem dringenden Appell an die künftige NRW-Landesregierung […]. Sie fordern schnelle und konkrete Maßnahmen zur Beseitigung des Lehrermangels an den Grundschulen. Unbedingt müssten an der RWTH Aachen wieder Grundschullehrkräfte ausgebildet werden, damit mehr fertige Lehrer später in der Region arbeiten[...].“

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung:

  1. Wie viele Studienplätze stehen in den Studiengängen Sonderpädagogik und Grundschullehramt insgesamt an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung?
  2. An welchen Hochschulstandorten blieben wie viele Studienplätze der Studiengänge Sonderpädagogik und Grundschullehramt unbesetzt?
  3. Wie hoch ist der Anteil der Absolvierenden an den bisherigen Hochschulstandorten mit den Studiengängen Sonderpädagogik und Grundschullehramt, die nach dem Studienabschluss bevorzugt in der Region der Hochschule verbleiben („Klebeeffekt“) bzw. auch noch fünf Jahre nach dem Studienabschluss in der Region der Hochschule verblieben sind?
  4. Plant die Landesregierung zur Erfüllung der ankündigten zusätzlichen Lehrkräfte, der RWTH Aachen aus dem Landeshaushalt 2023 die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Studiengänge Sonderpädagogik und Grundschullehramt einzurichten?
  5. Wie gedenkt die Landesregierung das im Koalitionsvertrag angekündigte Versprechen zusätzlicher Lehrkräfte umzusetzen und dem dramatischen Lehrermangel an den Grundschulen u.a. der Region Aachen entgegenzuwirken?

Dr. Werner Pfeil
Angela Freimuth
Prof. Dr. Andreas Pinkwart