Kulturelle Leuchttürme in Nordrhein-Westfalen?

Der Begriff eines kulturellen Leuchtturms ist allgemeinverbindlich nicht festgelegt. Definitionsversuche unterscheiden sich dahingehend, dass zum einen die angebotene Qualität einer kulturellen Institution ausschlaggebend ist, zum anderen werden auch die Besucherzahlen oder die überregionale bis internationale Strahlkraft einer Kulturinstitution als zentrales Merkmal genannt. Generell sind darunter kulturelle Prestigeobjekte mit hoher Strahlkraft zu verstehen, deren Bedeutung entweder historisch gewachsen ist, oder die bewusst initiiert wurden.

Nordrhein-Westfalen mit seiner kulturellen Vielfalt ist prädestiniert, neue kulturelle Leuchttürme mit hoher Strahlkraft über die Region heraus zu erschaffen. Es bieten sich dafür viele Berührungspunkte.

Besonders die Fotografie benötigt einen zentralen Ort für die Aufbewahrung und Erforschung von historischen Foto-Beständen und von Nachlässen bedeutender Fotografen. Dort kann sich der materiellen und theoretischen Pflege des nationalen Foto-Erbes gewidmet werden, ähnlich wie im Deutschen Literatur-Archiv in Marbach für die Literatur. Zudem ist Nordrhein-Westfalen aufgrund seiner vorhandenen Kompetenzen und Erfahrungen im Bereich der Fotografie ein hervorragender Standort für das bundesweit bedeutsame Projekt. Nordrhein-Westfalen ist auch Einwanderungsland und benötigt daher eine Sammlung von Objekten und Zeugnissen, die die vielfältige Geschichte der Migration in Deutschland dokumentiert.

Aus dieser Grundlage heraus sind drei neue kulturelle Leuchttürme geplant worden, die in Nordrhein-Westfalen entstehen sollen:

  1. Das OWL-Forum als kulturelles Veranstaltungszentrum in Herford
  2. Der Aufbau des Deutschen Fotoinstitutes zur Bewahrung des nationalen fotografischen Kulturerbes
  3. Das DOMiD (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland) in Köln als erstes Migrationsmuseum in Deutschland

Diese Großprojekte sollen aus erheblichen Mitteln des Landes sowie auch zum Teil des Bundes gefördert werden. Das Land hat dafür 2020 als eigenes Budget zusätzlich knapp 100 Millionen Euro für diese geplanten großen Bauvorhaben mit Bundesbeteiligung zur Verfügung gestellt.

Es ist positiv hervorzuheben, dass sich die schwarz-grüne Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag ebenfalls dazu ausgesprochen hat, den Entstehungsprozess des geplanten DOMiD weiter eng zu begleiten und auch zu fördern.

Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

  1. Wie sieht der aktuelle Umsetzungsstand zu den drei geplanten kulturellen Leuchtturmprojekte für Nordrhein-Westfalen aus?
  2. Wie stabil ist bei den geplanten Projekten die ursprüngliche Kalkulation unter Berücksichtigung der aktuellen Lage, insbesondere in der Baubranche?
  3. Wie hoch schätzt das Ministerium für Kultur und Wissenschaft die zu erwartenden Mehrausgaben bei den aktuell vorliegenden Konzepten ein?
  4. Welche Rolle nimmt dabei die Bundesregierung ein?
  5. Wie steht das Ministerium für Kultur und Wissenschaft zu den Co-Finanzierungszusagen aus der letzten Legislatur?

Dr. Werner Peil