Wälder in Nordrhein-Westfalen zukunftssicher und klimastabil aufstellen – Bodenschutzkalkung für gesunde Waldböden

I. Ausgangslage

Wald bedeckt rund ein Viertel der Landesfläche von Nordrhein-Westfalen. In keinem anderen Bundesland ist der Anteil an Privatwald mit 67 Prozent so hoch wie in Nordrhein-Westfalen. Wälder sind einer der wichtigsten Faktoren für Klimaschutz und Artenvielfalt. Allerdings ist der aktuelle Zustand der Wälder besorgniserregend. Im Waldzustandsbericht 2021 wird darauf hingewiesen, dass immer noch 40 Prozent der untersuchten Bäume eine deutlich zu schwache Kronenverdichtung aufweisen. Lediglich 28 Prozent zeigen laut dem Bericht keine entsprechenden Symptome. Als Ursachen werden vor allem die Belastung der Böden durch Schadstoffe aus der Luft und den Niederschlägen sowie die Folgen des Klimawandels angeführt.

Die Wälder in Deutschland und Nordrhein-Westfalen haben besonders unter den Folgen des Klimawandels zu leiden. Dürren, Sturmschäden und Borkenkäferbefall setzen den Wäldern zu und verursachen jährlich hohe Kosten. Gerade in einer Zeit, in der wir auf besonders klimastabile Wälder angewiesen sind, damit diese als wichtiger CO2-Speicher dienen, verlieren die Waldbestände massiv an Vitalität. Erst kürzlich haben über 550 Forscherinnen und Forscher, darunter auch viele Forstwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, in einem offenen Brief an die EU-Kommission sowie an das EU-Parlament auf die Wichtigkeit der nachhaltigen Waldbewirtschaftung hingewiesen. Sie machten auch deutlich, dass die Nutzung von Holz mit zahlreichen Klimavorteilen verbunden sei. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner sprachen sich dagegen aus, Waldflächen aus der Nutzung zu nehmen und stillzulegen.

Die Revitalisierung der bestehenden Bestände vor allem durch Maßnahmen im Waldboden, Aufforstung und Schädlingsbekämpfung sind deshalb von zentraler Bedeutung, um heimische Wälder zu schützen und klimasicher zu gestalten. Adressaten sind oftmals private Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, die durchschnittlich etwa Kleinflächen von vier Hektar bewirtschaften. Für eine moderne Forstwirtschaft in Nordrhein-Westfalen sind der Erhalt von Wirtschaftswäldern sowie ein nachhaltiges Wirtschaften mit Holz unabdingbar. Der Wald ist ein multifunktionales Supertalent. Die nordrhein-westfälischen Wälder bieten Rohstoffe, Artenvielfalt, leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Klimaschutz und sind wichtig für die Wasserablaufregulierung.

Neben einer stabilen Wiederaufforstung müssen vor allem auch die Waldböden in den Blick genommen werden. Gerade diese sind aufgrund jahrzehntelanger Bodenversauerung in einem nicht optimalen Zustand. Die Bodenversauerung verstärkt sogar die stressbedingten Schäden der Wälder.

Aus diesem Grund sind Bodenschutzkalkungen zur Revitalisierung und Schutz der Wälder konsequent mit einzubeziehen. Bei circa 16 Prozent der deutschen Waldfläche besteht ein statistisch signifikantes Bodenschutzproblem durch Bodenversauerung. Auch für den Staatswald Nordrhein-Westfalens besteht großer Nachholbedarf. Hier wurden seit circa 15 Jahren keine Bodenschutzkalkungen zur Vitalisierung der Böden und zur Zukunftssicherung der Wälder mehr durchgeführt. Langfristig führt die Bodenversauerung zu zusätzlichen Kosten, denn Kalamitäten treffen geschwächte Wälder härter und sorgen für ein Vielfaches an Kosten durch die Beseitigung.

Bei der Bodenschutzkalkung steht vor allem die Regeneration des natürlichen Bodenzustands und seiner Vielfalt als Grundlage einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und Biodiversität im Vordergrund. Dadurch kann der Säuregrad des Bodens wieder an den standortstypischen natürlichen pH-Wert angenähert werden. Die pflanzenschädlichen Aluminiumionen, welche durch die Bodenversauerung und Auflösung von Tonmineralen entstanden sind, werden verdrängt und durch Calcium und Magnesium ersetzt. Der Waldboden wird belebt und in seinen Funktionen gestärkt.

Zudem hat die Bodenschutzkalkung einen positiven Einfluss auf die Humusstruktur. Der Boden wird dadurch besser belüftet, wodurch eine tiefere und intensivere Durchwurzelung entsteht. Eine gute Durchwurzelung sorgt dafür, dass die Wurzeln der Bäume zu tieferen Wasservorräten vordringen und die Wälder insgesamt vitaler und weniger anfällig für Schädlingsbefall sowie Dürreperioden sind. Wälder mit gekalkten Böden speichern mehr CO2 und leisten damit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.

Daher ist es notwendig, dass für die Waldböden in Nordrhein-Westfalen eine Kalkungskulisse erarbeitet wird, um die notwendigen Bedarfe für Bodenschutzkalkungen zu ermitteln. Zusätzliche Informationskampagnen zum Waldbodenschutz helfen dabei, Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer über die Vorteile der Bodenschutzkalkung aufzuklären.

II. Beschlussfassung

Der Landtag beauftragt die Landesregierung,

  • eine Kalkungskulisse für die Wälder in Nordrhein-Westfalen zu erarbeiten.
  • eine Informationskampagne zur Bodenschutzkalkung für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer erarbeiten.
  • Bodenschutzkalkungen im Landeswald durchzuführen. Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen muss seiner Vorbildfunktion gerecht werden und die bestehenden Bestände durch regelmäßige, ausreichende Bodenschutzkalkungen schützen.

Henning Höne
Marcel Hafke
Dietmar Brockes

und Fraktion