Waldzustandsbericht 2022 skizziert ein alarmierendes Bild

Aktuelle Stunde auf Antrag der Fraktion der FDP 

Der Wald nimmt rund 27 Prozent der Landesfläche von Nordrhein-Westfalen ein. Die 935.000 Hektar Wald sind einer der wichtigsten Faktoren für Klimaschutz und Artenvielfalt, allerdings ist der aktuelle Zustand der Wälder besorgniserregend. Dies geht aus dem am vergangenen Donnerstag, 1. Dezember 2022, von Forstministerin Gorißen vorgestellten Waldzustandsbericht 2022 hervor.

Der Waldzustandsbericht 2022 kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als 70 Prozent der untersuchten Bäume eine zu schwache Kronenverdichtung haben. Lediglich 28 Prozent der untersuchten Bäume sind völlig gesund. So gelten laut Bericht fast sämtliche Eichen und Buchen als geschädigt. Fichtenkulturen sind fast völlig zerstört. Gründe dafür sind:

  • Schäden durch Fichtenborkenkäfer
  • Wetterextreme, wie Hitze, Dürre und Stürme
  • Waldbrände
  • belastete Böden durch Schadstoffe aus Luft und Niederschlägen  In Summe sind 135.000 Hektar Wald in Nordrhein-Westfalen sogenannte Schadflächen.

Schon der Waldzustandsbericht 2021 kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Der Anteil der stark geschädigten Bäume konnte zwar im Vergleich zu 2021 leicht von 40 Prozent auf 38 Prozent zurückgehen, dennoch sind die Zahlen immer noch besorgniserregend hoch.

Zahlreiche Landesmedien wie der WDR thematisierten den Waldzustandsbericht im Nachgang der Veröffentlichung am letzten Donnerstag und gingen auf den schlechten Verfassungszustand der nordrhein-westfälischen Wälder ein. In einem Bericht von WDR aktuell vom 1. Dezember 2022 wird von einer noch nie dagewesenen dramatischen Lage seit dem Start der Erhebungen im Jahr 1984 gesprochen.

Die Situation könnte sich sogar noch verschärfen. Die Datenerfassung für den Waldzustandsberichte 2022 fand im Sommer statt. Das heißt, fortlaufende Schäden durch beispielsweise Dürre oder Borkenkäferbefall sind gar nicht dokumentiert.

Damit der Wald mit den Herausforderungen wie Dürre, Schädlingsbefall und Klimaanpassung umgehen kann, braucht der Wald in Nordrhein-Westfalen eine aktive Unterstützung sowie eine nachhaltige Bewirtschaftung. Der Wald darf sich nicht selbst überlassen werden. Aus eigener Kraft schafft er die Revitalisierung nicht. Auch Forstministerin Gorißen bekräftigte diese Aussage bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts. Es ist richtig: Die Multifunktionalität des Waldes muss aufrecht erhalten und die nachhaltige Holznutzung weiterhin im Blick behalten werden.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert allerdings dem Grunde nach weiterhin eine Wiederaufforstung durch Naturverjüngung. Allerdings ist die Vorrausetzung für eine erfolgreiche Naturverjüngung ein stabiler, vitaler und leistungsfähiger Altbestand.

Im schwarz-grünen Koalitionsvertrag steht unter anderem, dass die Landesregierung beabsichtigt, Waldfläche aus der Nutzung zu nehmen. Das passt mit den oben genannten Aussagen von Forstministerin Gorißen nicht zusammen.  

Wie sich die schwarz-grüne Koalition in der Frage der Multifunktionalität des Waldes positioniert, bleibt demnach weiterhin unklar. Aufgrund der Wichtigkeit des Waldes für das Land Nordrhein-Westfalen in wirtschaftlicher wie klimatischer Hinsicht muss der Landtag im Rahmen einer Aktuellen Stunde daher über den Waldzustandsbericht 2022 und die nun abzuleitenden Folgen und über mögliche Maßnahmen für die Klimaanpassung der Wälder und der nachhaltigen Holznutzung in Nordrhein-Westfalen debattieren.