Weiter aufholen in schwierigen Zeiten – Jugendverbandsarbeit stärken.
I. Ausgangslage
Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen haben Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Insbesondere Kinder und Jugendliche mussten mit umfangreichen Einschränkungen zu recht kommen und haben Vieles nicht erleben können, was Kindern und Jugendlichen vor der Pandemie möglich war. Nicht nur die Schulschließungen und das Home-Schooling, sondern auch der Wegfall der Freizeitgestaltung am Nachmittag haben zur Belastung von Kindern und Jugendlichen beigetragen. Das Training in den Sportvereinen und das Zusammenkommen in den Jugendverbänden waren erheblich eingeschränkt. Gerade in der veränderten Pandemielage gilt es daher, Verlorenes so gut es geht aufzuholen und gerade in der belastenden Zeit einer sich veränderten Weltlage einen Ausgleich für Kinder und Jugendliche zu schaffen.
In Nordrhein-Westfalen gibt es zahlreiche Jugendverbände, die gemeinsame Interessen oder Ziele verfolgen. In den Verbänden werden Gemeinschaft und der Austausch gepflegt und Kinder und Jugendliche erfahren Selbstorganisation und Interessenvertretung. Ob in klassischen Jugendverbänden wie Pfadfinderbünden, den Jugendorganisationen der Hilfswerke, den konfessionellen Jugendverbänden, den christlichen überkonfessionellen Jugendverbänden, in den Sportjugenden oder in überparteilichen politischen oder parteinahen Jugendorganisationen - überall wird ein breites Angebot zur Verfügung gestellt. Alleine im Landesjugendring von Nordrhein-Westfalen sind 26 Mitglieds- und Anschlussverbände zusammengeschlossen.
Durch die Lockerungen der Corona-Maßnahmen nehmen die Jugendverbände wieder verstärkt ihre Arbeit auf und ermöglichen das Zusammenkommen von Kindern und Jugendlichen. Dennoch haben die Verbände auch Mitglieder verloren, da der regelmäßige Austausch während der Pandemie gestört war. Auch die erschwerte Planungssicherheit durch eine sich eventuell verändernde Corona-Lage sorgen für zusätzliche Unsicherheit der Verbände, gerade auch in finanzieller Hinsicht. Zudem setzen den Verbänden die gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten zu. Die Politik muss daher die wichtige Arbeit der Jugendverbände zielgenau unterstützen. Nicht nur den Verbänden selbst muss Hilfe zukommen, auch die zahlreichen ehrenamtlich Engagierten, die maßgeblich für die Arbeit der Verbände sind, benötigen mehr Unterstützung.
Kinder und Jugendliche müssen in der Schule aktuell eine Menge aufholen. Es bleibt weniger Freizeit und Zeit für das Engagement in einem Jugendverband. Durch eine stärkere Vernetzung von Schulen und den Jugendverbänden können wertvolle Synergien entstehen und beides, die schulische Bildung wie auch die Mitgliedschaft in einem Jugendverband, besser möglich gemacht werden. Auch die ehrenamtlichen Jugendleiter reduzieren aufgrund der aktuellen Situation häufiger ihr Engagement. Eine Vielzahl der Jugendleiter ist im Studierendenalter. Diese nehmen verstärkt Nebenjobs auf, um den gestiegenen Lebenshaltungskosten Rechnung zu tragen. Hier bedarf es Entlastungsmaßnahmen, sodass man sich ehrenamtliches Engagement weiterhin finanziell leisten kann.
Um die negativen Folgen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen abzumildern, hatten Bund und Land das Programm „Aufholen nach Corona“ beschlossen und stellen hierfür Mittel für die Jahre 2021 sowie dieses zur Verfügung. Aus dem Bereich des Familienministeriums wurden dabei durch die letzte Landesregierung rund 107 Millionen Euro investiert. Schwerpunkt hierbei waren auch die Unterstützung von Angeboten für Jugendarbeit und Jugendferien. Sinnvolle Unterstützungspakete, die verstetigt werden sollten. Hier ist auch das Land Nordrhein-Westfalen weiterhin gefragt, seinen Beitrag zu leisten.
Weiterer Ansatzpunkt für die Unterstützung der Jugendverbände ist der Kinder- und Jugendförderplan (KJFP), welcher der veränderten Situation Rechnung tragen muss. Der KJFP muss wie in den vergangenen fünf Jahren weiterhin dynamisiert werden, um so den Trägern Planungssicherheit zu geben. Zudem müssen die steigenden Energiekosten berücksichtig werden und die Jugendverbände die Zusage erhalten, dass sie nicht allein gelassen werden.
II. Beschlussfassung
Der Landtag stellt fest:
- Die Jugendverbandsarbeit ist immanenter Teil des gesellschaftlichen Lebens in Nordrhein-Westfalen und ein wichtiger Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche.
- Nach der Corona-Pandemie stellt die veränderte Weltlage mit seinen Effekten eine weitere Herausforderung für die Jugendverbandsarbeit dar.
- Es braucht eine gezielte Unterstützung der Verbände selbst wie auch der ehrenamtlich Engagierten.
- Die Vernetzung von Schule und Jugendverbandsarbeit ist unzureichend und muss ausgebaut werden.
Der Landtag fordert die Landesregierung auf,
- dafür Sorge zu tragen, dass die Mittel aus dem „Aktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ des Bundes und des Landes für den Bereich der Jugendverbandsarbeit verstetigt werden.
- die finanziellen Mittel, die über den KJFP zur Verfügung gestellt werden, weiterhin zu dynamisieren. Weiterhin benötigen die Träger eine Kompensation der gestiegenen Energie- und Heizkosten.
- die Vernetzung und Kooperation von Schule und Jugendverbandsarbeit zu fördern und zu unterstützen.
- zu ermöglichen, dass Inhaber der Jugendleiterkarte in NRW den ÖPNV kostenlos nutzen können, um ehrenamtliche Verbandsarbeit attraktiv zu halten.
Henning Höne
Marcel Hafke
und Fraktion