Landesweite Werbekampagne für Ausbildungsberufe starten – Zielgruppenorientierung verbessern!

I.  Ausgangslage

Der Fachkräftemangel hat in Deutschland ein Rekordniveau erreicht. Mehr als 630.000 Stellen blieben 2022 unbesetzt. Das ergab der Jahresrückblick 2022 des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA). Im direkten Vergleich zum Vorjahr sei vor allem die Lücke bei den Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung um 88,9 Prozent gestiegen.

Ein Grund für den Fachkräftemangel ist die sinkende Zahl von Auszubildenden. In NordrheinWestfalen ist dieser Trend besonders stark. Bereits im dritten Jahr in Folge waren die Zahlen rückläufig. Laut vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Landesamts IT.NRW befanden sich Ende 2022 insgesamt 275.037 Personen in einer Berufsausbildung. Das sei ein Rückgang um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vor-Corona-Jahr 2019 hatte die Zahl der Auszubildenden noch bei 299.721 gelegen. Rückgänge sind insbesondere in den Bereichen Industrie, Handel, Banken, Versicherungen, Gast- und Verkehrsgewerbe sowie im Handwerk und in der Hauswirtschaft zu verzeichnen.

Eine der wichtigsten Herausforderungen ist es daher, wieder mehr junge Menschen für Ausbildungsberufe zu gewinnen. Mehr qualifizierte Ausbildung bekämpft nicht nur den Fachkräftemangel, sondern ist auch die Grundlage für eine erfolgreiche Erwerbstätigkeit von Menschen. Teilweise ist die Erwerbssituation nach Absolvierung der Ausbildung sogar besser als nach einem akademischen Abschluss.

Die Landesregierung hat dazu die Fachkräfteoffensive NRW gestartet. Eine der Maßnahmen, um junge Menschen über die Möglichkeiten einer Ausbildung zu informieren, ist die Broschüre „Vergütung für Auszubildende“. Die gedruckte Auflage der aktuellen Ausgabe beträgt nach der Antwort der Landesregierung (Drs. 18/3848) auf die Kleine Anfrage „Wie zeitgemäß informiert die Landesregierung junge Menschen über die Attraktivität der beruflichen Ausbildung in Nordrhein-Westfalen?“ lediglich 1.200 Stück. Im Jahr 2021 wurde das Tarifregister zudem rund 28.000mal als PDF-Dokument heruntergeladen. Das entspricht weniger als 10 Prozent der damaligen Auszubildenden (31.12.2021: 283.224).

Im Rahmen der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss - Übergang Schule-Beruf in NRW (KAoA)“ und im Rahmen der Kampagne des Ausbildungskonsens NRW „Ausbildung Jetzt!“ sind weitere Maßnahmen geplant, um bei jungen Menschen für die Aufnahme einer Ausbildung zu werben. Der Schwerpunkt liegt dabei jedoch bei regionalen Aktivitäten der Kooperationspartner vor Ort und nicht bei einer gezielten landesweiten Kampagne.

Junge Menschen informieren sich zunehmend über soziale Netzwerke. Klassische Medien verlieren an Bedeutung. Klassische Internetsuchmaschinen und Webseiten werden immer weniger aufgerufen und allenfalls im schulischen Kontext genutzt. Bei den Sozialen Medien sind vor allem YouTube, Instagram und TikTok gefragt, Facebook verliert hingegen an Relevanz bei Jugendlichen. Eine gesteigerte Relevanz haben Influencer auf die Meinungsbildung und Informationsbeschaffung von Jugendlichen.

II.  Beschlussfassung

Der Landtag beauftragt die Landesregierung,

  • eine landesweite Werbekampagne für Ausbildungsberufe zu starten; 
  • bei dieser Kampagne den Schwerpunkt auf soziale Netzwerke wie YouTube, Instagram, etc. zu legen;
  • geeignete Influencer als Kooperationspartner zu gewinnen, um die Verbreitung der Kampagne zu unterstützen und
  • die verbreiteten Informationen zielgruppenorientiert und altersgerecht zu präsentieren.