Wissen, was hilft! Mit innovativen Aktionen zu Blut- und Plasmaspenden motivieren.

I. Ausgangslage

In Nordrhein-Westfalen benötigen die Kliniken sowie die Ärztinnen und Ärzte werktäglich über 2.500 Blutkonserven. Bundesweit sind es sogar bis zu 15.000. Die Spendenbereitschaft ist jedoch eher gering. Weniger als fünf Prozent der Bevölkerung in Deutschland spenden regelmäßig Blut.

Aufgrund des demographischen Wandels und der steigenden Lebenserwartung wird der Bedarf an Blutkonserven weiter steigen. Gleichzeitig hat der demographische Wandel jedoch Auswirkungen auf die Zahl der Spenderinnen und Spender. Aufgrund von Altershöchstgrenzen für Neu- und Wiederspender drohte die Generation der Babyboomer als Stammspender wegzufallen. Auf Antrag der Fraktionen SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP wurden die Altershöchstgrenzen mit einer Gesetzesänderung auf Bundesebene jedoch im Frühjahr dieses Jahres gekippt. Künftig soll die individuelle Spendetauglichkeit ärztlich festgestellt werden.

Zudem werden homosexuelle Männer nicht mehr grundsätzlich von der Blutspende ausgeschlossen. Die sexuelle Orientierung darf bei der Entscheidung über eine mögliche Blutspende nicht mehr berücksichtigt werden. Ein Ausschluss von der Blutspende soll nur noch aufgrund des individuellen Sexualverhaltens der spendewilligen Person erfolgen können.

Die Spendebereitschaft auf dem Land ist meist besser als in den Städten. Das ist gerade auch in Nordrhein-Westfalen spürbar: In den Ballungsräumen wird einerseits weniger Blut gespendet, andererseits ist der Bedarf an Spenden aufgrund der zahlreichen großen Kliniken besonders hoch.

Beim Aufkommen der Blut- und Plasmaspenden kommt es zudem immer wieder zu saisonalen Schwankungen. Bei Krankheitswellen – besonders auch während der Corona-Pandemie – geht die Zahl der Blutspenden meist zurück. Zuletzt hatten die nordrhein-westfälischen Kliniken und der DRK-Blutspendedienst West am Anfang des Jahres vor einem Notstand beim Blutspenden gewarnt.

Um neue Blutspenderinnen und Blutspender zu gewinnen, setzen Akteure zunehmend auf eine stärkere Emotionalisierung bei der Werbung. Häufig werden Beispiele vermittelt, in denen die Blutspende Leben gerettet hat. Aber auch andere Anreize werden gesetzt: So setzt die Uniklinik Düsseldorf auf Kinogutscheine für Neuspender, kleine Aufwandsentschädigungen und eine besondere Veranstaltung zur Ehrung regelmäßiger Blutspenderinnen und Blutspender.

Mehrere gesetzliche Krankenkassen geben ihren Versicherten Bonuspunkte für Blut- und Plasmaspenden. Gesammelte Bonuspunkte können beispielsweise für Geldprämien oder als Boni für bestimmte Leistungen genutzt werden.

In Schweden wird seit Jahren mit einem besonderen Service versucht, zu mehr Spendenbereitschaft zu motivieren. Spenderinnen und Spender können bei ihrer Spende freiwillig entscheiden, dass sie ihre Handynummer hinterlegen. Bei einem Einsatz ihrer Blutspende bekommen sie dann eine Dankesbotschaft per SMS – insbesondere auch, wenn im akuten Fall ein Leben gerettet wurde. Spenderinnen und Spender machen so die Erfahrung, dass ihre Tat positive Konsequenzen hatte. Nachdem ein Modellprojekt in Stockholm erfolgreich war, wurde 2015 diese Aktion auf das gesamte Land ausgeweitet.

II. Beschlussfassung

Der Landtag beauftragt die Landesregierung,

  • weiterhin auf die Bedeutung von Blutspenden hinzuweisen und aktiv für Blutspenden zu werben;
     
  • auch über die schonendere und häufiger mögliche Plasmaspende zu informieren;
     
  • gemeinsam mit den Akteuren des Gesundheitswesens innovative Wege zu suchen, um die Spendenbereitschaft zu erhöhen;
     
  • bei der Information über Blutspenden und entsprechenden Werbemaßnahmen auch auf Mehrsprachigkeit zu setzen;
     
  • sich dafür einzusetzen, dass auch in Nordrhein-Westfalen künftig Blutspenderinnen und Blutspender beim Spendetermin freiwillig ihre Handynummer hinterlassen können, um später über den Einsatz ihrer Blutspende mit einer Dankesbotschaft per SMS informiert zu werden;
     
  • in Gesprächen mit den Krankenkassen darauf hinzuwirken, Bonussysteme für Blut- und Plasmaspenden zu etablieren bzw. auszubauen.