Land verweigert Lehrkräften mit Fluchterfahrung den Zugang – FDP fordert Ausbau von „Lehrkräfte Plus“

Die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion NRW (Drs. 18/14870) offenbart ein eklatantes Missverhältnis zwischen Bedarf und Angebot beim Programm „Lehrkräfte Plus“: Von über 3.500 Bewerbungen in den letzten fünf Jahren konnten nur 549 internationale Lehrkräfte überhaupt teilnehmen. Das sind weniger als 16 Prozent. Der Rest? Abgelehnt – trotz landesweiten Lehrermangels. Entsprechend sinken nun die Bewerberzahlen – von über 1.100 im Jahr 2020 auf nur noch 367 in diesem Jahr.

Franziska Müller-Rech

Franziska Müller-Rech

Franziska Müller-Rech, stellvertretende Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion NRW, erklärt dazu:
„Diese Zahlen sind ein Armutszeugnis. Während an unseren Schulen der Unterricht ausfällt, stehen hunderte qualifizierte und interessierte Lehrkräfte mit ausländischem Abschluss vor verschlossenen Türen. Die schwarz-grüne Landesregierung verspielt hier wertvolles Potenzial – und das ausgerechnet in einer Zeit, in der jede ausgebildete Lehrkraft zählt.

Hinzu kommt: Zwischen Bewerbung und Teilnahme am Programm vergehen laut Landesregierung bis zu acht Monate, mehr als ein halbes Schuljahr verstreicht ungenutzt. Auch angesichts des akuten Bedarfs an den NRW-Schulen ist das schlicht unzumutbar. Entsprechend sinken auch die Bewerberzahlen deutlich. Weiterhin können nur rund 100 Personen pro Jahr am Programm teilnehmen und das Auswahlverfahren bleibt langwierig und bürokratisch: Ablehnungen wegen ‚formaler Fehler‘ sprechen Bände – mit solcher bürokratischer Kleingeistigkeit wird Nordrhein-Westfalen den Lehrermangel sicher nicht lösen!

Auch die Anforderung des Sprachniveaus C1 für eine Übernahme in den Schuldienst setzt die Hürde unnötig hoch. Gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern, in denen der Mangel besonders gravierend ist, sollte eine temporäre Absenkung auf B2 ernsthaft geprüft werden. Fachliche Kompetenz darf nicht an selbst auferlegten sehr hohen Sprachanforderungen scheitern. Bis heute erhebt die Landesregierung zudem nicht einmal, wie viele Absolventinnen und Absolventen des Programms überhaupt im Schuldienst ankommen – wie soll ein Programm erfolgreich werden, wenn man seine Erfolge bewusst versteckt?

Wir Freie Demokraten fordern, Lehrkräfte Plus zu einem echten Chancenprogramm auszubauen. Die Landesregierung scheint das Programm schleichend beenden zu wollen. Dabei wäre ein starkes „Lehrkräfte-Plus“-Programm genau der Weg, wie Integration gelingen kann: Wer geflüchteten Lehrkräften echte Chancen eröffnet, schafft Perspektiven – für die Menschen und für unser Bildungssystem.“

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