Lehrerin 16 Jahre krankgeschrieben: Legt der Fall strukturelle Schwächen in ganz NRW offen?

Der Fall einer Lehrerin am Berufskolleg Wesel, die seit 2009 durchgehend krankgeschrieben war, ohne dass eine amtsärztliche Untersuchung oder dienstrechtliche Überprüfung erfolgte, beschäftigte am heutigen Mittwoch den Schulausschuss im NRW-Landtag.

Franziska Müller-Rech

Franziska Müller-Rech

Dazu erklärt Franziska Müller-Rech, stellvertretende Vorsitzende und schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion NRW:
„Wer 16 Jahre auf Staatskosten krankgeschrieben und dann nebenbei wirtschaftlich tätig ist, gehört nicht in den öffentlichen Dienst. Es war überfällig, dass jetzt endlich Disziplinarverfahren sowohl gegen die Lehrkraft als auch die verantwortliche Sachbearbeitung bei der Bezirksregierung eingeleitet wurden. Aber damit darf es nicht getan sein. Dieser Fall beschädigt das Vertrauen in behördliches Handeln – und das Ansehen des Lehrerberufs. Die schwarz-grüne Landesregierung trägt die Verantwortung, diesen Schaden nicht noch größer werden zu lassen.

Wenn Lehrkräfte lange ausfallen, führt das zu Unterrichtsausfall, Mehrarbeit für andere, Frust im System. Wer krank ist, verdient unseren Schutz – aber wer das System täuscht, entzieht sich jeder Kollegialität und schadet dem ganzen Berufsstand.

Die schwarz-grüne Landesregierung muss nun umfassend aufklären, ob der Fall am Berufskolleg Wesel strukturelle Schwächen in ganz Nordrhein-Westfalen offenlegt. Nicht einmal die Anzahl der Lehrkräfte, die seit über einem Jahr ohne amtsärztliche Überprüfung krankgeschrieben sind, konnte die Schulministerin heute nennen. Auch die Frage nach den Gründen für unterschiedliche Krankenstände unter verbeamteten und angestellten Lehrkräften blieb unbeantwortet. Vergleichbare Langzeiterkrankungen müssen in ganz Nordrhein-Westfalen jetzt systematisch überprüft werden. Zudem müssen Personalakten endlich digital nachvollziehbar werden, um vergleichbare Fälle aufzudecken und in Zukunft zu verhindern.“