Pflege live – Würde offline?

Schneider (FDP): Likes dürfen nie wichtiger als Menschenwürde sein

Susanne Schneider

Susanne Schneider

Mittels einer Kleinen Anfrage hat sich Susanne Schneider, Sprecherin für Arbeit, Gesundheit und Soziales der FDP-Landtagsfraktion NRW, nach der missbräuchlichen Nutzung von Social Media durch Pflegekräfte in Nordrhein-Westfalen erkundigt. Anlass war die Freistellung dreier Pflegekräfte einer Dortmunder Intensivstation, die während ihrer Schicht live auf TikTok gestreamt hatten – obwohl im Hintergrund offenbar Alarme von Beatmungsgeräten zu hören waren. In ihrer Antwort (Drs. 18/14911) bestätigt die Landesregierung weitere missbräuchliche Fälle.

Schneider sagte dazu der Rheinischen Post (RP):
"Wenn Pflege live geht, darf die Würde nicht offline gehen. Likes dürfen nie wichtiger als die Menschenwürde sein. Livestreams aus Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern können tief in die Grundrechte von Patientinnen und Patienten eingreifen. Hier bedarf es besonderer Sensibilität."

Chancen von Social Media nutzen, Menschenwürde achten

Insbesondere das Recht auf Datenschutz, auf körperliche und seelische Unversehrtheit sowie auf Achtung der Privatsphäre könne durch eine schnelle Live-Story in Sozialen Medien schnell verletzt werden, so Schneider weiter. "Besonders gefährdet sind Menschen mit Demenz, psychischen Erkrankungen oder in palliativer Versorgung. Sie dürfen weder bewusst noch unbewusst zur Schau gestellt werden." Auch Gefühle von Angehörigen könnten getroffen werden, schließlich möchte niemand Verwandte in solch intimen Situationen im Internet sehen – schon gar nicht gegen deren Willen.

Auch die Chancen von Social Media betont die FDP-Gesundheitsexpertin – etwa, um lebensnah über die Arbeit im Gesundheitsbereich zu berichten und für diese zu werben: "Gerade bei der Gewinnung von dringend benötigten Nachwuchskräften darf man nicht einfach weiter auf Broschüren setzen, sondern muss die modernen Medien nutzen. Der Schutz von Menschenwürde, informationeller Selbstbestimmung und Patientensicherheit muss jedoch immer an erster Stelle stehen."

Schwarz-Grün verkennt Handlungsbedarf

Die Antwort der schwarz-grünen Landesregierung, die lediglich darauf verweist, dass man in Gremiensitzungen für das Thema sensibilisieren wolle, ist aus Schneiders Sicht deutlich zu wenig: "Die Landesregierung muss vielmehr gemeinsam mit Trägern, Pflegekammer und Berufsverbänden, Datenschutzbeauftragten und Patientenschutzorganisationen dringend beratschlagen, ob es nicht doch verbindliche Leitlinien zur Nutzung von Social Media im pflegerischen Kontext geben muss", fordert die Liberale abschließend.

Medienbericht