Schulpolitik mit der Abrissbirne: Landesregierung schwächt das gegliederte Schulsystem
Von 493 Hauptschulen im Schuljahr 2014/15 sind heute nur noch 159 übrig. Die Landesregierung sieht darin kein Problem – wir sehen darin ein bildungspolitisches Armutszeugnis. Unter Schwarz-Grün bröckelt das Fundament der Hauptschulen und des gegliederten Schulsystems erneut.

Franziska Müller-Rech
In ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion NRW zur Zukunft der Hauptschule (Drs. 18/13949) spricht die Landesregierung von einer „Stabilisierung” – dabei ist das System längst in der Schieflage. Besonders bemerkenswert: Zur Erklärung des Hauptschulsterbens verweist Schwarz-Grün selbst auf den sogenannten Schulkonsens – jenes politische Bündnis aus CDU, SPD und Grünen, das mit der Einführung der Sekundarschulen den schleichenden Abbau der Hauptschule in Gang gesetzt hat. Wer diesen Rückbau damals beschlossen hat, kann heute nicht so tun, als sei er bloß Zuschauer. Die CDU trägt Verantwortung – damals wie heute. Franziska Müller-Rech, schulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, kritisiert: „Die Landesregierung feiert die Möglichkeit, Hauptschulbildungsgänge an Realschulen dauerhaft zuzulassen, nun als Fortschritt. In Wahrheit ist das ein brandgefährlicher Irrweg! Denn was als pragmatische Lösung verkauft wird, schwächt gleich zwei Schulformen – die Hauptschule verliert weiter an Substanz, und die Realschule verwässert ihr Profil.“
Rund 20 Prozent ohne Abschluss
Die Antwort auf die Kleine Anfrage zeigt: An Realschulen mit Hauptschulbildungsgang hat im Jahr 2024 fast jede/r fünfte Jugendliche (18,6 Prozent) die Schule ohne Abschluss verlassen. Diese Zahlen werfen grundlegende Fragen auf – zur Qualität des Angebots, zur Vorbereitung auf den Abschluss und zur Verantwortung der Schulpolitik. Müller-Rech resümiert: „Die Landesregierung betreibt Schulpolitik mit der Abrissbirne – erst fällt die Hauptschule, dann wackelt die Realschule. Anstatt die Stärken beider Schulformen zu sichern, verwischt sie die Grenzen und zerstört damit die Klarheit und Verlässlichkeit unseres gegliederten Schulsystems. Wer Kindern echte Aufstiegschancen geben will, braucht eine Stärkung des gegliederten Schulsystems mit klaren, starken Schulprofilen.“