Statt Medikamentenflohmärkten: Verschreibungspflichtige Medikamente wieder in Deutschland und in der EU produzieren

Zum Aufruf des Präsidenten der Bundesärztekammer Klaus Reinhard, „Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft“ zu organisieren, erklärt die sozial- und gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion Yvonne Gebauer:

Yvonne Gebauer

Yvonne Gebauer

„Der Aufruf zum Teilen von Medikamenten in der Nachbarschaft ist zwar gut gemeint, birgt aber Gefahren. Irritierend ist dabei auch der Hinweis, dass auf bereits abgelaufene Arzneimittel zurückgegriffen werden könne.

In Anbetracht der gegenwärtigen Lieferengpässe bei Medikamenten sollte Nachbarschaftshilfe eine Selbstverständlichkeit sein – zumal nicht verschreibungspflichtige Medikamente wie Hustensäfte oder Kopfschmerztabletten bedenkenlos weitergegeben werden können. Die Bevölkerung aber generell zum Tausch von Medikamenten aus der Hausapotheke zu animieren, halte ich für problematisch. Auch sollte nicht leichtfertig auf Produkte zurückgegriffen werden, deren Haltbarkeitsdatum bereits deutlich abgelaufen ist.

Wir werden die Medikamentenknappheit nicht an der Haustür unserer Nachbarn überwinden können, sondern müssen das Problem an der Wurzel packen. Wir haben uns bei der Arzneimittelproduktion global von wenigen Herstellern abhängig gemacht. Diese Strukturen werden uns angesichts von Produktionsausfällen z. B. in China und unterbrochenen Lieferketten jetzt zum Verhängnis. Ich setze deshalb große Hoffnung in das Vorhaben der Bundesregierung, die Produktion verschreibungspflichtiger Medikamente wieder nach Deutschland bzw. in die EU zu verlagern.“