Wohnortnahe Geburtshilfe in Gefahr - Schneider: „Das ist politisches Wegsehen“
Die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion NRW offenbart „ein gefährliches Desinteresse an der dramatischen Lage der Geburtshilfe in Nordrhein-Westfalen“, sagt Susanne Schneider, unsere gesundheitspolitische Sprecherin. Gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) ordnet die Liberale weiter ein:

Susanne Schneider
„Die Antwort der Landesregierung offenbart ein gefährliches Desinteresse an der dramatischen Lage der Geburtshilfe in Nordrhein-Westfalen. Seit 2014 ist die Zahl der Kreißsäle um ein Viertel zurückgegangen – ein Trend, der sich ungebremst fortsetzt. Trotzdem duckt sich das Gesundheitsministerium weg und erklärt die Schließungen zur Privatangelegenheit der Klinikträger. Das ist ein Offenbarungseid!
Die schwarz-grüne Landesregierung ignoriert, dass ihre eigene Krankenhausplanung die Rahmenbedingungen vorgibt – auch für eine wirtschaftlich tragfähige Geburtshilfe. Wenn das Land NRW Hebammenkreißsäle mit nur 25.000 Euro fördert und dann zusieht, wie diese Standorte wegen Personalmangel oder finanzieller Schieflage schließen, ist das kein Gesundheitsmanagement, sondern politisches Wegsehen. Besonders realitätsfern ist die Behauptung, 40 Minuten Autofahrt seien für Gebärende zumutbar – denn diese Zeitangabe basiert auf idealen Verkehrsbedingungen und geht stillschweigend von einer komplikationslosen Geburt aus. Beides ist in der Realität alles andere als garantiert. Wer so etwas ernsthaft vertritt, hat offenbar weder Geburt noch Geburtshilfe verstanden. In zehn Kreisen dauert die Fahrt zur nächsten Geburtsklinik sogar noch länger – ein Skandal für ein Flächenland wie NRW. Zum Vergleich: Bei einer Blinddarmentzündung gelten 20 Minuten als Maximum.
Auch für die Hebammenausbildung hat das fatale Folgen. Wenn zentrale Ausbildungsstandorte wie das Knappschaftskrankenhaus in Dortmund geschlossen werden, geraten ganze Jahrgänge von Studierenden in Unsicherheit. Das gefährdet nicht nur ihre berufliche Zukunft, sondern verschärft auch den Personalmangel weiter.
Die Folge: überfüllte Kreißsäle, überlastetes Personal, Geburten im Rettungswagen und ein steigendes Risiko für traumatische Geburtserlebnisse – all das ist heute schon Realität. Die Landesregierung darf nicht weiter tatenlos zusehen. Wir brauchen endlich eine echte, flächendeckende und zukunftsfeste Geburtshilfeplanung in NRW – alles andere ist eine gesundheitspolitische Bankrotterklärung!“