Brockes (FDP): Künstliche Intelligenz als Chance für Tierwohl, Wirtschaftskraft und Zukunftsfähigkeit nutzen
Der Landwirtschaftsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags hat am heutigen Montag die Sachverständigenanhörung zum FDP-Antrag „Künstliche Intelligenz in der Nutztierhaltung sinnvoll einsetzen – Tierwohl steigern, Prävention stärken, Betriebe entlasten“ (Drs. 18/14020) durchgeführt.
Dietmar Brockes
Zu den Ergebnissen der Anhörung erklärt Dietmar Brockes, Sprecher für Landwirtschaft der FDP-Landtagsfraktion NRW:
„Die Anhörung hat eindrucksvoll gezeigt, dass Nordrhein-Westfalen beim Einsatz moderner KI-Technologien in der Landwirtschaft zurückzufallen droht. Während Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern längst konkrete Programme auf den Weg bringen und Dänemark bereits KI-basierte Tierüberwachungssysteme etabliert, diskutiert Nordrhein-Westfalen immer noch darüber, ob der Glasfaseranschluss bis in die Stallgebäude geführt werden sollte. So drohen unsere mittelständischen Familienbetriebe in eine digitale Zwei-Klassen-Gesellschaft abzurutschen und an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Es geht um Tierwohl, Wirtschaftskraft und Zukunftsfähigkeit – Nordrhein-Westfalen kann es sich nicht leisten, hier hinterherzulaufen.
Alle Sachverständigen haben unmissverständlich deutlich gemacht: KI ist ein praxistaugliches Werkzeug und kein theoretisches Zukunftsmodell. Frühwarnsysteme erkennen Stress- und Krankheitsentwicklungen bis zu 48 Stunden früher, reduzieren Tierverluste um bis zu 60 Prozent, stabilisieren die Tiergesundheit und senken den Antibiotikaeinsatz. Während Landwirte unter massivem Personalmangel leiden, kann KI spürbare Entlastung schaffen. Dabei bleibt die Datenhoheit beim Landwirt: Er entscheidet, welche Informationen er nutzt oder weitergibt. Die Wirtschaftlichkeit ist ebenfalls belegt – in vielen Geflügelbetrieben amortisiert sich der Einsatz moderner Systeme bereits innerhalb eines Jahres.
Die beste KI-Technologie kann aber nur funktionieren, wenn der Stall digital angebunden ist. Die Behauptung, es brauche nicht an jeder Milchkanne 5G, hat sich endgültig als Irrtum erwiesen. Stabiles Internet ist entscheidend – nicht nur bis zur Hofeinfahrt, sondern bis in die Ställe. Ohne Glasfaser und verlässliche, ausreichende Upload-Kapazitäten droht eine digitale Spaltung. Hier entscheidet sich, ob Nordrhein-Westfalen ein moderner Agrarstandort bleibt oder ob technologische Rückstände den Strukturbruch im ländlichen Raum weiter vorantreiben.
Nordrhein-Westfalen braucht eine klare strategische Ausrichtung: Pilotprojekte, die digitale Tierüberwachung in der Breite demonstrieren; eine zentrale Koordinierungsstelle, die Landwirten Orientierung zu Technik, Datenrecht und Integration bietet; entbürokratisierte Verfahren, die Innovationen nicht ausbremsen; sowie eindeutige technische Vorgaben, damit Betriebe verlässlich planen können. Unsere Landwirtinnen und Landwirte sind bereit für moderne Tierhaltung – aber sie brauchen endlich ein Umfeld, in dem digitale Technologien auch praktisch einsetzbar sind. Nordrhein-Westfalen hat die Chance, zum Vorreiter bei digitalen Tierwohltechnologien zu werden. Wir Freie Demokraten erwarten von der Landwirtschaftsministerin, dass sie die klaren Expertenhinweise ernst nimmt und die NRW-Landwirtschaft konsequent auf Zukunftskurs bringt.“